
Nach unserer doch etwas gehetzten Tour in und um Skagen, erlebten wir am nächsten Tag einen wirklich schönen und ruhigen Seetag auf AIDAmar. Wir erkundeten das Schiff weiter und nutzten einfach die gemeinsame Zeit an Bord. Draußen war super sonniges Wetter aber es hatte auch spürbaren Wind und etwa 3 bis 4 Meter hohe Wellen. Später erklärte der Kapitän das man auf die Durchschnittshöhe etwa nochmal die Hälfte draufrechnet um dann die Maximale Höhe einiger Wellen zu ermitteln. Bedeutete für uns das wir bis zu 6 Meter hohe Wellen in der Spitze hatten. Wir wussten nicht ob das jetzt viel oder wenig ist, weil uns auch die Erfahrungen fehlten aber wir kamen wirklich gut zurecht.
Wir genossen den Tag mit einem Besuch im Spabereich, einem Besuch des Theatriums und waren auch viel auf Deck spazieren. Klingt sicher komisch aber es machte Spaß in den Außenbereichen des Schiffes ein bisschen umherzulaufen, sich ab und an mal zu setzen und einfach nur den Moment zu genießen. Es war alles so anders als ich es eigentlich erwartet hatte. Es war wesentlich ruhiger, es war viel weniger überlaufen als ich es mir so vorgestellt hatte, es war einfach schön. Klar zu bestimmten Zeiten wurde es mal voller aber zumindest für uns nie störend voll oder zu laut. Will man aber immer ganz für sich alleine sein, ist eine solche Reise vielleicht nicht ganz das richtige aber für uns war es wirklich perfekt und es gab sie ja trotzdem, die Orte wo man zu bestimmten Zeiten einfach auch ganz alleine sein konnte und damit meine ich nicht die eigene Kabine.
Am nächsten Morgen klingelte, wie jeden Tag wieder mein Wecker. Ich erinnere mich, dass ich trotz geöffneter Balkontür, irgendwie nichts hörte. Ich dachte im ersten Moment, ich habe den Fjord verpasst und wir haben schon angelegt. Also schnell raus aus der Koje und fix zum Fenster aber AIDAmar bewegte sich noch und gleitete sanft und unhörbar über den Hardangerfjord. Silhuettenhaft erkannte ich die Berge vor dem darüberliegenden dunkelblauen Himmel und dachte nur Wow. Es war aber noch recht dunkel und ich konnte noch nicht im Ansatz erahnen was hier noch auf uns zukommen sollte. Auf der anderen Uferseite erkannte ich das ein oder andere Lichtlein von fahrenden Autos aber an Fotografieren war absolut noch nicht zu denken. Es war aber nicht nur dunkel es fühlte sich auch recht kalt an.
Ich ging also erstmal ins Bad und machte mich fertig für den Tag. Ich weiß noch das ich dann auf die Wetterapp schaute und die zeigte lediglich 4° an aber ich hatte mir ja extra ein paar Wochen zuvor eine 7in1 Jacke von Haukland gekauft. Zurück auf dem Balkon versuchte ich meine ersten Aufnahmen zu machen aber für meine Ausrüstung war es einfach noch viel zu dunkel. Ich probierte im M-Modus und mit manuellem Fokus unterschiedliche Dinge aber da war einfach noch nichts zu machen aus der Hand. Stativ und längere Belichtungszeiten machten aufgrund der Bewegung des Schiffes natürlich auch keinen Sinn und so genoss ich die ersten bewussten Momente ganz für mich alleine.
Ich stand also auf dem Balkon und schaute dann noch ein bisschen in mein Handy. Auch wenn Norwegen nicht in der EU ist, hat man hier dennoch die Roaming-Option und kann somit seinen heimischen Internettarif ohne zusätzliche Kosten nutzen, sofern einem sein Anbieter das ermöglicht. Hier schaut man vorher einfach mal in die eigenen Vertragsbedingungen. Norwegen ist was das Handynetz angeht in den Gebieten wo wir unterwegs waren unfassbar gut ausgebaut, sobald Land in Sicht war, hatte man immer ein sehr gutes und stabiles Netz. Mittlerweile machte nun auch meine Videocam die ersten Aufnahmen, während ich mich noch ein bisschen über den Hardangerfjord informierte über den es für uns schließlich in das kleine Örtchen Eidfjord gehen sollte.
Der Hardangerfjord ist der zweitlängste und zweittiefste Fjord Europas. Natürlich befindet sich auch der längste und tiefste Fjord unseres Kontinents in Norwegen und auch diesen sollten wir während unserer Reise noch kennenlernen dürfen. Der Hardangerfjord verläuft grob gesehen von Südwesten nach Nordosten. Die tiefste Stelle des Fjordes ist unglaubliche 893 Meter tief und befindet sich auf Höhe des Ortes Norheimsund und liegt etwa auf halber Strecke des Fjordes. Später teilt sich der Hardangerfjord weiter auf in die kleineren Fjorde Eidfjord, Sørfjord und in den nach Norden führenden Fyksesund.
Das Wetter war am Morgen noch eher, na sagen wir mal durchwachsen. Es war sehr wolkig, wie schon gesagt auch recht frisch für Mitte August aber immerhin kein Regen. Das besondere an den Wolken, war wieder das sie sehr tief in den Bergen hingen, so wie ich es sonst nur aus den Gebirgen kannte aber auf Meeresspiegelhöhe, dass war für mich doch erstaunlich. Langsam wurde es heller und man erkannte nun auch so langsam die Schönheit dieser besonderen Landschaft. Ich war fasziniert von dem was sich hier nach und nach zu erkennen gab. Die Berge das glatte Wasser, die kleinen Lichter am Ufer, es war atemberaubend schön und ich sag es euch wie es ist, ich war Schockverliebt. Meine Frau kam dann auch raus zu mir auf den Balkon und brachte natürlich unseren Morgenkaffee mit. Wir standen am Geländer unseres Balkons und hatten wohl beide ein Dauergrinsen im Gesicht und in jedem Auge hing wohl auch ein ganz kleines Tränchen fest, so überwältigt waren wir.
Es war so unglaublich schwer zu greifen aber ich wusste auch nicht so richtig wie ich das in meinen Bildern einfangen kann. Wie sollte ich nur diese unfassbare Stimmung in ein Bild transportieren? Das ist aber im übrigen eine fotografische Frage, die ich mir bis heute immer wieder stelle, wie bekomme ich meine Emotionen die ich beim Anblick eines bestimmten Motives habe so in meine Bilder, dass auch andere diese Emotionen später vielleicht zumindest doch im Ansatz erahnen können? Auch wenn wir nur sehr langsam gefahren sind, gab es bestimmte Momente eben immer nur für einen sehr kurzen Augenblick. Ich versuchte also einfach mit unterschiedlichen Objektiven irgendwie wenigstens ein paar Erinnerungen einzusammeln. Ich weiß nicht ob ich jemals sowas schönes gesehen habe und ich habe solche Emotionen beim Fotografieren sonst eigentlich nur wenn ich Wildlife mache aber irgendwo in der Landschaft das hatte ich bis dahin so noch nie erlebt und auch danach eigentlich nie wieder in dieser speziellen Form.
Diese Stunden als wir das erste mal in einem solchen Fjord unterwegs waren und das so erleben durften, dass war einfach unglaublich. Nicht falsch verstehen auch die anderen Fjorde waren wunderschön aber das hier das war etwas ganz besonderes für mich, nein für uns beide, dass werden wir wohl nie wieder vergessen. Was mir aber direkt klar wurde um das alles so sehen und erleben zu können, mit dieser Ruhe wo die Landschaft so ruhig und langsam an einem vorbeizieht, dass geht tatsächlich wohl nur auf einem (Kreuzfahrt)Schiff und zum zweiten mal wusste ich was mein Kollege damals meinte. "Man kann es nicht beschreiben, dass muss man erleben" wie recht er doch hatte.
Weitere Bilder aus dem Hardangfjord und aus Eidfjord selbst findet ihr übrigens HIER
Ich glaube an diesem Morgen tranken wir sogar zwei Tassen Kaffee auf unserem Balkon aber dennoch lösten wir uns dann irgendwann von diesen wunderschönen Momenten um Frühstücken zu gehen. Wir wollten nach dem Anlegen direkt von Bord und so mussten wir eben jetzt erstmal zum Frühstück. Die Wege sind auf dieser Schiffsklasse aber auch aufgrund der Lage unserer Kabine sehr kurz. Es war mittlerweile unser drittes Frühstück im Marktrestaurant und wir wussten nun schon zumindest grob wo es was gab und ich sag es euch, wir waren recht schnell wieder zurück auf unserem Balkon, denn wir wollten ja auch auf keinem Fall die berühmte Hardangerbrücke verpassen. Gut ich gebe zu, ich hatte im Vorfeld noch nie davon gehört aber die Norweger sind sehr stolz auf dieses Bauwerk. Während wir im Restaurant waren, filmte ich aber weiter und auch die GoPro machte weiter ihre Timewarpaufnahme um dann zumindest im Nachgang auch nichts verpasst zu haben.
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Als wir dann endlich wieder zurück waren auf unserem Balkon, schien sogar plötzlich die Sonne und einige Bereiche leuchteten so wunderbar im Morgenlicht. Es wirkte alles fast ein bisschen kitschig, ein bisschen wie in einem Werbefilm und uns packte wohl genau in diesem Moment das Norwegenfieber, wie kann denn etwas so unfassbar außergewöhnlich und gleichzeitig so schön und beschaulich sein? Es war überwältigend und eine absolute Überreizung der Sinne, weil man eigentlich nie wusste wo man hinschauen sollte. Das Schiff fuhr gefühlt sehr langsam aber um wirklich alles zu entdecken dann doch wieder viel zu schnell.
Die Fahrt durch den Fjord war einfach unbeschreiblich und die Zeit verging wie im Flug. So dauerte es dann auch nicht mehr lange und wir entdeckten die berühmte Hardangerbrücke. Die Brücke verbindet die Südseite mit der Nordseite des Hardangerfjord. Die Hardangerbrücke verfügt über zwei Fahrspuren und hat einen eigenen Fuß- und Radweg. Die Brücke ist 1380m lang und die Türme sind 202m hoch. Die Brückenhöhe über dem Wasser beträgt 55m und ist somit nicht für alle Schiffsklassen passierbar. Wegen der großen Wassertiefe des Hardangerfjordes müssen die hohen Pylonen an Land stehen und dadurch ergibt sich eine Spannweite von 1.310 m und somit zählt die Hardangerbrücke zu den längsten und größten Hängebrücken der Welt. Am südlichen Ende der Brücke befindet sich ein Parkplatz mit Picknick-Bereich, sowie eine öffentliche Toilette welche auch für Behinderte zugänglich ist. Zusätzlich gibt es einen Aussichtspunkt zur Brücke.
Das Bild was sich uns da bot mit den Bergen, den Wolken und dieser wie ich doch finde wirklich schönen Brücke, war schon sehr beeindruckend. Die Größe dieser Brücke erkannte man dann aber erst beim unterfahren und auch wenn ich keine Ahnung von Architektur habe, hatte ich schon irgendwie das Gefühl, dass diese Brücke etwas sehr besonderes ist. Für die Einheimischen aber auch die Touristen ist sie eine enorme Zeitersparnis um den Fjord passieren zu können. In Norwegen ist es übrigens so, dass man für einige Straßen und Brücken Maut bezahlen muss aber in der Regel dann auch nur so lange, bis das "Bauwerk" durchfinanziert ist.
Nach der Brücke ging es dann weiter in Richtung Eidfjord. Wir sollten noch etwa eine Stunde unterwegs sein bis wir unser Ziel erreichen. Durch die Sonne und die immer höher werdenden Berge bot sich uns ein immer spektakulärer Anblick. Ich führte mir immer wieder vor Augen, dass wir ja vor ein paar Stunden noch auf der Nordsee waren. Auf der Nordsee mit einem für uns riesigen Schiff und jetzt fuhren wir mit dem gleichen Schiff einfach mal durch diese wunderschöne Berglandschaft, so richtig begriffen habe ich das wohl bis heute nicht, denn auch ein Jahr später zogen mich diese Fjordfahrten genauso in ihrem Bann wie hier auf unserer ersten Reise dieser Art.
Ich sag es ganz ehrlich, auch wenn das viele nicht verstehen können aber ich dachte in diesem Moment nicht mehr darüber nach, welche Emissionen wir während unserer Fahrt durch den Fjord in die Luft abgaben. Meine Gedanken umkreisten nicht mehr irgendein schlechtes Gewissen, sondern ich war nur noch dankbar, dankbar dafür sowas erleben zu dürfen. Es wird für mich auch immer was besonderes bleiben, ganz egal wie oft wir noch auf ein solches Schiff steigen werden.
Norwegen und ganz besonders die Südwestküste sind natürlich keine Geheimtipps mehr, genauso wenig wie der Norden oder die Lofoten. Norwegen ist gefühlt komplett Touristisch erschlossen und wo ich früher dachte es wäre ein Social Media-Hype, sage ich heute, auch wenn ich bisher nur einen kleinen Bruchteil gesehen habe, es ist definitiv das für mich schönste Land der Welt und mittlerweile ein für mich echter Sehnsuchtsort geworden. Dieses Land fasziniert mich einfach und es auf diese spezielle Art zu entdecken, machte mir vor Reiseantritt immer mal wieder zu schaffen. Ich haderte oft mit meinem Umweltgedanken aber spätestens hier auf dem Hardangerfjord wusste ich, dass ich umwelttechnisch wirklich alles über das Jahr hinweg versuchen möchte positiv zu gestalten, um mir dann für zumindest 10 Tage diese Art der Reise zu ermöglichen.
Die Sonne brach immer weiter durch und die Wetterapp versprach nun einen wunderschönen Sommertag und wir freuten uns einfach auf diesen Tag, der ja gerade erst begonnen hat. Wir freuten uns auf eine für uns völlig unbekannten Welt. Wir hatten uns einen AIDA-Ausflug gebucht und über Komoot eine kleine Wanderung zusammengestellt aber davon möchte ich dann erst im nächsten Teil dieser kleinen Serie berichten. Unsere geplante Ankunftszeit in Eidfjord war für 9:00 Uhr angedacht aber wie schon in Skagen erreichten wir unseren Liegeplatz erneut eine knappe Stunde früher, was uns eine Aufenthaltszeit von knapp 13 Stunden einbrachte, denn das Auslaufen war für 19:00 Uhr geplant und das bedeutete "Alle Mann an Bord" um 18:30 Uhr.
AIDAmar fuhr dann etwas näher an die Uferseite Backbord heran und so erahnten wir das es wohl nicht mehr so weit sein kann. Anschließend fuhren wir etwas schärfer in Richtung Steuerbord, was uns dann einen Blick auf das kleine Örtchen Eidfjord bescherte. Es sah einfach so schön aus und auch das war natürlich wieder ein sehr spezieller Blick auf diese Kulisse, die man eben nur von einem Schiff aus so haben kann. Ich war froh das wir auf Deck 6 untergebracht waren und somit gefühlt auf Wasserhöhe unterwegs waren. Irgendwie dachte ich auch während dieser Reise immer wieder mal an das Miniaturwunderland in Hamburg und auch bei diesem speziellen Blick auf Eidfjord wähnte ich mich wieder im MiWuLa. AIDAmar drehte sich dann und wir machten an Steuerbord am 350 m langen und so genannten Cruise Pier fest. Von unserem Balkon aus bot sich nun ein fantastischer Blick über den Fjord in Richtung Hardangerbrücke.
Während des Anlegemanövers packten wir unsere kleinen Rucksäcke um dann auch direkt von Bord gehen zu können. Mit dabei waren auf allen Ausflügen dieser Reise immer die A7 IV entweder mit dem 12-24 G oder dem 24-105 G und natürlich die FX30 mit dem 10-20 G sowie die GoPro. Dazu ein paar Ersatzakkus und genau mit diesem Equipment absolvierten wir dann alle unsere Landgänge. Uns ging es natürlich um unseren Urlaub, um das erleben und das entdecken und es war eben wie schon bereits erwähnt keine Fotoreise und sollte es auch gar nicht sein oder werden, dennoch war es uns wichtig so viel wie möglich zu dokumentieren aber es sollte am Ende, wie so oft bei uns um den Weg zum Bild gehen und nicht um das letzte Häppchen Brennweite, Lichtstärke oder das perfekte einhalten bestimmter Fotografieregeln.
Wir schlossen also unseren Balkon, schnappten uns unsere Rucksäcke und verließen unsere Kabine in Richtung Gate. Was wir dann alles in Eidfjord gemacht und erlebt haben und wie unser zweiter AIDA-Ausflug lief davon möchte ich euch im nächsten Teil berichten.
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