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Ursprünglich wollte ich dazu einen Blog schreiben aber da stehen noch andere Themen weiter oben auf meiner Liste und ganz wichtig, hier funktioniert der Austausch vielleicht doch besser.
Ob Kamera, Drohne oder Smartphone, sobald Technik sichtbar teuer ist, scheint in Deutschland die Diskussion nicht weit aber warum eigentlich? Warum ruft ausgerechnet ein neues Objektiv oder eine gut ausgestattete Kamera so oft Reaktionen hervor, die zwischen Skepsis, Rechtfertigungsdruck und stiller Abwertung schwanken?
Als jemand, der selbst mit Leidenschaft fotografiert und regelmäßig in neue Technik investiert (nicht um zu prahlen, sondern um kreativer arbeiten zu können), habe ich mir diese Frage in den letzten Monaten sehr oft gestellt. Mittlerweile bin ich mir sicher, Es liegt weniger an der Technik, sondern an dem, was sie auslöst.
Ich habe in den letzten Wochen 5 Punkte für mich erarbeitet, die ich nach einem heutigen Meinungsaustausch jetzt auch mal hier teilen und zur Diskussion stellen möchte.
1. Die tiefe deutsche Spar- und Neidkultur
Bescheidenheit gilt in Deutschland als Tugend. Wer „mehr“ hat, soll das möglichst diskret tun. Wer sich etwas gönnt, bekommt schnell zu hören: „Wozu braucht man das?“ Selbst wenn niemand gefragt hat und obwohl kaum jemand Neid zugeben würde, ist genau dieser oft die unausgesprochene Basis vieler Kommentare und Meinungen.
2. Technik als moralischer Prüfstein
In Hobbykreisen, vielleicht ganz besonders in der Fotografie, gilt oft der unausgesprochene Grundsatz: „Nur wer mit wenig viel erreicht, ist ein echter Könner.“ Wer hingegen hochwertiges Equipment nutzt, sieht sich schnell mit der Frage konfrontiert, ob er das „wirklich braucht“. Als wäre Leidenschaft etwas, das man erst rechtfertigen müsste.
3. Die Angst vor Fortschritt
Technik steht für Wandel. Für neue Möglichkeiten. Für Veränderung. Wer damit nicht mehr mitkommt oder sie selbst nicht mehr nutzt, empfindet sie schnell als störend. Das äußert sich dann oft in Sätzen wie: „Früher ging’s doch auch ohne.“
4. Projektion unerfüllter Wünsche
Ein harter Punkt, aber deshalb nicht seltener wahr, Manche Menschen projizieren ihre eigenen Begrenzungen auf andere. „Wenn ich mir das nicht leisten kann, ist es wahrscheinlich auch nicht nötig.“ Dahinter steckt nicht Bosheit, sondern wohl oft Frust, der aber in Gesprächen schnell eine toxische Schärfe entwickeln kann.
5. Die stille Frage: Willst du damit sagen, du bist besser?
Gerade in Gemeinschaften, in denen man sich kennt, ist jede technische Investition auch ein Statement. Leider wird es oft als eines gegen andere gelesen, obwohl es einfach nur für sich selbst gedacht war und weil nicht jeder das unterscheiden kann (oder will), entstehen Missverständnisse.
Und jetzt, was ziehe ich für mich daraus?
Teure Technik ist kein Problem. Die Reaktionen darauf zeigen aber viel über gesellschaftliche Spannungsfelder. Es geht um Ungleichheit, um Selbstwert, um den Umgang mit Erfolg. Vielleicht wäre es an der Zeit, sich gegenseitig mehr zu gönnen, statt ständig zu vergleichen.
Denn letztlich geht es doch nicht darum, wer mit welcher Kamera fotografiert, sondern ob jemand seine Leidenschaft lebt.
Aussagen wie: "Bessere Technik nimmt einem den Moment." finde ich persönlich total falsch. Ich finde Technik nimmt einem gar nichts aber sie kann einen sehr unterstützen seine Ziele leichter zu erreichen.
Mein persönliches Fazit: Ich fotografiere nicht, um Technik zu rechtfertigen. Ich nutze Technik, um zu fotografieren. Und das sollte doch eigentlich Grund genug sein, oder?
Anmerkung: Dieser Post entstand inspiriert durch wiederholte Diskussionen rund um teurere Ausrüstung im Hobbybereich. Er richtet sich an niemanden persönlich, aber an viele indirekt.
Wie seht ihr das? Ich fürchte ja ich steche mal wieder in ein Wespennest aber ich verstehe einfach die Diskussion nicht, warum gerade für die Leute die eben nicht mit der aktuellen Technik unterwegs sind, immer wieder diese Büchse öffnen.